18 Jahre Ziegen am Ohmoor – Ein Projekt wird volljährig!
2007 gastierte der Cirkus Quaiser vor den Sommerferien am Gymnasium Ohmoor. Ein Mitmachzirkus, bei dem die Schülerinnen und Schüler der fünften Klassen einzelne Programmpunkte eingeübt und vorgeführt haben. Mit dabei war auch eine Aufführung mit Ziegen. Eine ganze Woche lang stand der Zirkus damals auf dem Schulgelände – mitsamt einem kleinen, temporären Ziegengehege. Die Tiere waren auch über die Aufführungen hinaus ein Magnet. Gerade in den Pausen war zu beobachten, wie gut es einigen Kindern tat, sich mit den Ziegen zu beschäftigen. Eine pädagogische Idee war geboren: Warum nicht dauerhaft Ziegen am Ohmoor halten? Ein Konzept wurde erstellt, die ersten fünf Ziegen wurden besorgt, eine Gehege mitsamt Stall eingerichtet und los ging es. 18 Jahre ist das nun her. Grund genug, aktuell einmal Stimmen zu dem Projekt einzufangen…
„Ich bin jetzt fast zwei Jahre am Ohmoor und die Ziegen haben für mich schon immer eine besondere Rolle gespielt. Wegen ihnen habe ich viele neue Freundschaften geknüpft. Ich gehe jeden Tag zu den Ziegen und es ist ein schönes Gefühl, immer freudig von ihnen begrüßt zu werden.“ Mette Dingler (6. Klasse)
„Die letzte (dritte) Schulinspektion wurde im Schuljahr 2021/22 direkt nach der Rückkehr aus den schulischen Einschränkungen der Pandemie durchgeführt. Schülerinnen und Schüler hatten über einen längeren Zeitraum ihre sozialen Kontakte auf ein Minimum von Familie und Freunden einengen müssen. Eine Frage der Inspektoren an die Schülerinnen und Schüler war, was sie an unserer Schule gut finden. Natürlich hat uns Lehrkräfte gefreut, dass wir bei den häufigsten Nennungen unter die ersten fünf gekommen sind. Aber gleich an die zweite Stelle wurden die Ziegen gesetzt. In der Wortwolke des Interviewbogens lassen sich auch die anderen Nennungen ersehen, von denen sich die Ziegen mit deutlichem Abstand absetzen. Schriftlich wurde nicht erfragt, welche Gründe hinter der Entscheidung standen. Wichtig für uns ist jedoch, dass diese Antworten sich aus der Summe aller Antworten aus allen Schülerjahrgängen ergeben. Das zeigt, dass nicht nur die Schülerinnen und Schüler aus den Jahrgängen 5 und 6, die noch intensiv durch das Ziegenprojekt in die Betreuung der Tiere eingebunden sind, sich mit ihnen identifizieren und auch später noch Positives mit ihnen verbinden. Auch die Inspektorinnen und Inspektoren haben während der Woche, die sie bei uns verbracht haben, deutlich wahrgenommen, welche bedeutende Rolle die Ziegen in den Zeiten außerhalb des Unterrichts für unsere Schülerinnen und Schüler einnehmen, und dies in Gesprächen mit der Schulleitung zum Ausdruck gebracht. Das soziale Miteinander bei der gemeinsamen Betreuung in den Natur- und Technik-Stunden sowie die Übernahme von Verantwortung und Verlässlichkeit bei der Versorgung der Tiere auch in den Ferien sind nur zwei der Aspekte, bei denen die Ziegen für die Entwicklung unserer Schülerinnen und Schüler eine große Rolle spielen.“ Silke Gatermann (Lehrerin/Didaktische Leitung)
„Als Schüler am Gymnasium Ohmoor darf ich die Entwicklung unserer Ohmoorziegen bereits seit einiger Zeit mitverfolgen und bin bis heute immer wieder begeistert, welche positiven Auswirkungen die Tiere auf Schüler:innen und auf den Schulalltag haben. Die Ziegen sind dabei nicht nur ein Highlight unserer Schule, sondern auch im Stadtteil bekannt. Unsere Ziegen boten bereits vielen Schülern:innen, mich nicht ausgeschlossen, die Möglichkeit, Verantwortung zu übernehmen, zu lernen und sich im Team abzusprechen. Und sie waren für Viele ein Anlaufpunkt in der ersten Zeit am Ohmoor und werden dies hoffentlich noch lange sein. Ich freue mich auf meine weitere Zeit mit den Ohmoorziegen, hoffe, dass das Projekt noch viele weitere Generationen von Schülern überdauert und möchte mich auf diesem Wege nochmals bei allen bedanken, die dieses Projekt durch ihr Engagement möglich machen.” Jaap Otto (10. Klasse)
„Als Biologielehrer war ich schon immer ein großer Fan unserer Ziegen am Ohmoor: Die Faszination, die von der Begegnung mit diesen charismatischen Tieren ausgeht, war und ist immer wieder eine große Bereicherung für unser Schulleben. Gleichzeitig lernen unsere Schülerinnen und Schüler, was es bedeutet, Verantwortung für das Wohlergehen von Mitgeschöpfen zu übernehmen. In diesem Sinne: Möge dieses Projekt noch lange währen!“ Frank Teltemann (Lehrer)
„Ich mag die Ziegen sehr. Jede Pause bin ich im Ziegengehege. Es ist so besonders, dass es hier am Ohmoor Gymnasium Ziegen gibt. Das hat wirklich nicht jede Schule. Man kann mit den Ziegen Kunststücke einüben und viel Quatsch machen. Die Ziegen machen immer gut mit und sind sehr lieb. Sie beißen, boxen und treten nicht. Es ist einfach schön, mit den Ziegen zusammen zu sein. Natürlich sind mit den Ziegen auch Pflichten verbunden wie z. B. das Füttern und Ausmisten. Das mache ich aber immer sehr gern.“ Lisa Johanna Schönwald (5. Klasse)
„Die Ziegen sind für mich ein Rückzugsort, der mir im stressigen Alltag Halt gibt und ein Ort, an dem schon viele wertvolle Momente mit ihnen und anderen Menschen entstanden sind. Die Ziegen können einem so viel zurückgeben, wenn man sich darauf einlässt, sei es durch ein liebevolles ‚Mäh‘ zur Begrüßung oder durch die stille Verbindung, die im Laufe der Zeit wächst.“ Hanna Bertram (11. Jahrgang)
„Die Ziegen gehören für mich zum Ohmoor. Morgens werde ich begrüßt und erwartet. Viele Schüler:innen haben ein inniges Verhältnis zu einzelnen Tieren. Sie machen die Schule friedlicher, bieten einen sicheren, emotionalen Ort und die Möglichkeit, Frust in Zuneigung zu verwandeln. Die praktische Arbeit mit den charakterstarken Tieren führt zu einer großen Verantwortungsübernahme und Identifikation. Oft kommen Schüler:innen auch zu mir, um mich über ein lahmendes Bein oder eine kleine Kopfwunde zu informieren. Sie kennen und beobachten die Tiere liebevoll. Ich finde es gut, dass sie so viel Verantwortung übernehmen und den Umgang mit Tieren lernen. Es sind ihre und unsere Ziegen.“ Thomas Schamp (Lehrer)
„Es macht Spaß mit den Ziegen zu kuscheln. Wir finden es toll, dass wir die Ziegen haben, denn es macht Spaß, sich um sie zu kümmern. Es gibt große und es gibt kleine Ziegen, und sie sind alle so süß. Wir mögen es, wenn die Ziegen aus der Hand essen.“ Mina lrmer und Svea Schumann (5. Klasse)
„Als ich vor einigen Jahren zum Gymnasium Ohmoor kam, um mich als neue Lehrkraft vorzustellen, lief ich vom Parkplatz zunächst ziellos über das große Gelände. In der Nähe der alten Sporthalle traf ich schließlich zwei Schüler und fragte nach dem Weg zum Sekretariat. „Da hinten runter und dann gegenüber von den Ziegen rein“, lautete die Antwort der beiden. Ich war mir sicher, dass ich irgendetwas falsch verstanden hatte, schlug aber erst mal den Weg ein. Und da waren dann tatsächlich Ziegen, Hühner und ein kleiner Stall. Über die Jahre sind Ziegen verstorben, neue kamen dazu und einige wurden sogar hier geboren. Ich freue mich jeden Tag über die kleine Herde und darüber, dass diese Tiere den Schultag begleiten. Inzwischen sind sie ein zentraler Teil meiner Arbeit, weil ich die Ziegengruppen für den NAT-Unterricht der 5. Klassen einteile und begleite, als Klassenlehrerin immer Kinder aus dem Ziegenteam in meiner Klasse habe und das Ziegengehege direkt vor meinem Klassenraum liegt.“ Gwen Husemann (Lehrerin)
„Seit Anfang der 5. Klasse haben mich die Ziegen begleitet und waren stets ein Rückzugsort für mich. Sie haben mich früh gelehrt, Verantwortung zu übernehmen und was es bedeutet, sich um ein Tier zu kümmern. Ich habe mich gerne mit Freunden bei den Ziegen getroffen und dort Zeit verbracht. Deshalb denke ich gerne an diese Zeit zurück und freue mich, dass das Gymnasium Ohmoor diese Erfahrung nun schon so lange ermöglicht.“ Katja Balke (Abi 2024)
„Jeden Tag freue ich mich in der Schule auf die Ziegen. Ich finde sie sooooooooooo süß. Die Ziegen können sogar Kunststücke und lernen schnell. Meine Lieblingsziege ist Olaf, weil er immer so gerne kuschelt und dabei sogar auf mir einschläft. Wenn er nicht schläft, muss man vor ihm alles in Sicherheit bringen, da er es sonst fressen würde. Meine Reißverschlüsse mag er auch zu gern und neulich probierte er auch einmal meine Haare. Pfote kann Olaf geben und steigen. Für die Ziegen nehme ich täglich Karotten und Äpfel von zu Hause mit und manchmal bekommen sie auch die Karotten, die ich eigentlich essen sollte; aber das bitte nicht weiter verraten. Es ist toll, dass die Schule die Ziegen hat und ich Teil des Ziegenteams bin.“ Lina Stehr (5. Klasse)
„So viel sich während meiner Zeit am Ohmoor und auch danach geändert hat, eine Konstante gab es seit unseren ersten Tagen dort: die Ziegen! Für alle, die die Schule nicht gut kennen, ist es wohl ein seltsam anmutender Anblick, dass Max, Lustig, Emma, Paul & Co. seit 2007 Schüler*innen auf dem Schulgelände an der Leine herumführen. Vielleicht ist es für sie auch eine komische Vorstellung, Geländekarten von Ziegengehegen im Geo-Unterricht zu zeichnen. Für alle Ohmoorianer*innen gehört aber genau das zur gelebten Identität, die in all den Jahren für viel Spaß, Zusammenhalt, erlerntes Pflichtbewusstsein, aber bestimmt auch für die eine oder andere gerunzelte Stirn und gerümpfte Nase gesorgt hat. Zur Volljährigkeit dieses einmaligen Vorhabens möchte ich Karsten Frehe und allen weiteren Freiwilligen, die dieses Projekt über zig Jahre am Leben gehalten haben, herzlich gratulieren. Auf dass die Ziegen das Gymnasium am Sachsenweg noch lange ihr Zuhause nennen dürfen! Tiernahes Aufwachsen in der Großstadt ist keine Selbstverständlichkeit und dafür, dass ich das miterleben durfte, bin ich rückblickend sehr dankbar.“ Finn Ehlerding (Abi 2014)
„Ich finde es richtig toll, Ziegen an der Schule zu haben, denn sie sind nicht nur super zum Spielen in den Pausen oder auch nach der Schule, sie sind auch gute Freunde und Trostspender. Wie oft hatte ich es schon, dass ich traurig war wegen einer schlechten Note, eines Streits und Einigem mehr? Und wie oft bin ich dann bei den Ziegen gewesen und sie haben mich aufgemuntert? Ich denke sehr oft! Die Ziegen passen wunderbar an unsere Schule und ich freue mich immer, wenn ich morgens zur Schule fahre und sie dort stehen und warten bis jemand zu ihnen kommt. Ich habe sie alle in mein Herz geschlossen, denn ich finde, dass sie alle etwas Besonderes sind. Ich kümmer mich gerne um sie, damit dieses supertolle Projekt noch lange an unserer Schule funktionieren kann. Tiere sind einfach super!“ Mathilda Böttcher (6. Klasse)
Meine Tochter hat sich damals aufgrund der Ziegen für das Gymnasium Ohmoor entschieden. Eine gute Entscheidung, da die Ziegen uns heil durch die Coronazeit gebracht haben und am Ziegengehege Freundschaften entstanden sind, die seit vielen Jahren bestehen. Positive Erinnerungen an die Schulzeit werden sicherlich von den Ohmoorziegen geprägt sein. Yvonne Liedtke (Elternschaft)
„Ich finde es schön, dass unsere Schule Ziegen hat, weil ich es toll finde, mich um sie zu kümmern. Wenn ich morgens zur Schule komme, freue ich mich auch schon sehr darauf, mit den Ziegen zu spielen. Jede Ziege hat ihren eigenen Charakter und ist auf ihre eigene Weise besonders. Die Ziegen sind sehr kinderlieb und freuen sich schon sehr, wenn sie aus ihrem Gehege herausgelassen werden und die Kinder mit ihnen über den Pausenhof laufen. Die Ziegen freuen sich auch immer sehr darauf, wenn die Kinder zur Heufütterung kommen.“ Alexa Jansen (5. Klasse)
„Ich pflege jeden Montag in der Pause die Ziegen. Besonders das Ausmisten von Ställen und das Heu verfüttern machen mir Spaß.“ Ella Oldeland (5. Klasse)
Fotos: K. Frehe, G. Stein und K. Neumann