Oder: Warum es wichtig ist, sich genau jetzt zu verwandeln und wegzuträumen…
Verwandeln und wegträumen sind vor allem in dieser Zeit dringend notwendig und dies gelang unserem S4 Dramakurs unter der Leitung von Frau Regine Enders trotz Pandemie und Abstandsregeln, indem wir uns mit dem Theaterspielen an besonderen Orten, genannt „Site Specific“, beschäftigten. Denn welche Möglichkeiten hat ein Theaterkurs im Abiturjahr, der bei der Konzeption maßgeblich von der Pandemie eingeschränkt wird, sein eigenes Theaterstück auf die Beine zu stellen? Naja, Theaterspielen geht überall – nicht nur auf festgelegten Bühnen, und so suchten wir uns „Bühnen“ im Freien und Orte, die viel Abstand garantierten, Spielern wie Zuschauern. Unter dem Titel „leben auf wish bestellt“ haben wir unserer Kreativität und unseren Wünschen in vier Performances freien Lauf gelassen, sodass wir zumindest im Fach Theater in der Phantasie mögliche Wünsche ausleben konnten.
Neben der Ortsauswahl ist auch die Thematik besonders zu erwähnen: Verwandlung. Ausgangspunkt war das von Franz Kafka bekannte Werk, das in sich bereits eine zwanghafte Verwandlung enthält. So wie für uns der Zwang, sich plötzlich an die ungewohnte Situation durch Covid anpassen zu müssen. Aber nicht nur die negativen Aspekte einer Verwandlung sollten uns beschäftigen, sondern auch die ästhetische Chance, sich durch Illusion und Wunschträumen eine gedankliche Flucht zu ermöglichen. Jede Gruppe entwickelte so ganz unterschiedliche Performances als individuelle Gedankenflucht, ob in positiver oder negativer Weise. Dies heißt nun nicht, dass der halbe Theaterkurs als Bienen über die Wiese fliegen würde. Verwandlung bedeutet die Veränderung bzw. das Umformen von etwas, sowohl physisch als auch psychisch. Während der Corona-Pandemie wurde diese Thematik immer relevanter. Fliehen aus dem langweiligen Hier und Jetzt, endlich ausbrechen aus dem Lockdown. Und so fragten wir uns, wo oder als was oder in welcher Zeit wir uns jetzt gerne befinden würden – bei dieser fantastischen Frage entstanden erstaunlich berührende, persönliche Momente.
Die Ortsauswahl war wie gesagt mit entscheidend für die Konzipierung, denn der Ort sollte mit eingebunden werden und im Nachhinein wurde deutlich, wie sehr der Spielort Einfluss auf die jeweilige Performance genommen hat. Beispielsweise spielt eine Kleingruppe im Erdgeschoss des Containers und gewährt somit den Zuschauern durch die Fenster die Möglichkeit, das Geschehen zu verfolgen. Der eher unbeliebte Container wurde somit zu einer perfekten „Bühne“ und dies verschaffte uns die Möglichkeit, den Abstand zwischen den Schauspieler*innen und den Zuschauer*innen zu gewährleisten. Diverse Holzplattformen auf dem Schulhof bieten ebenfalls einzigartige Ideen für das Theaterspielen durch die vorhandenen Erhöhungen.
Im vergangenen Jahr stand das Stattfinden des Theaterunterrichts teilweise vollständig in den Sternen und auch die für den April 2021 geplante Aufführung ist bekannterweise live nicht umsetzbar. In diesen eigenartigen letzten Monaten haben sich aber in vielen Bereichen neue Türen geöffnet und so auch im Fach Theater.
Durch die neuen technischen Möglichkeiten, die sich im Rahmen der Pandemie und auch gerade durch das „Home-Schooling“ eröffnet haben, kamen wir Schüler*innen auf die Idee, aus den vorhandenen Live-performances Audiofassungen zu erstellen, die in einem Audiowalk über den Schulhof des Gymnasiums Ohmoor auf der homepage stattfinden werden! So schaffen wir es, unsere fantastischen „Kopf-Reisen“ doch einer Öffentlichkeit vorstellen zu können. Die Audios stellen also eine Chance dar, unsere Stücke immerhin virtuell zu präsentieren, sodass uns das Präsentieren unserer Ideen nicht durch Covid-19 genommen wird.
In diesem Sinne wünschen wir allen Zuhörern eine interessante und inspirierende Reise….!
Für den Dramakurs S4: Moritz Kobler, Laeticia Stephan, Frederick Singer